Projekt Wendelstein 7-X

Projekt Wendelstein 7-X

Kernfusion - Wikimedia: CC0

Eine Lösung für die Energieprobleme der Zukunft?

Stellt euch mal vor, die Höhe eurer nächsten Stromrechnung würde nur 20€ betragen. Stellt euch auch mal vor, dass Energie endlich kostengünstig in alle Teile der Welt transportiert werden könnten und somit eine neue Renaissance auslösen könnte – Und zwar für die gesamte Menschheit. Oder stellt euch vor, dass die Menschheit endlich den Sprung aus dem eigenen Sonnensystem heraus schaffen könnte – oder zumindest sich frei im eigenen Sonnensystem bewegen könnte.

All das und viel mehr wäre möglich, wenn es eine Alternative zu konventionellen Kraftwerken geben würde. Eine, die nicht wie im Falle der Atomkraft unsere Welt für die nächsten Jahrmillionen zu verseuchen droht und stets wie ein Damoklesschwert über uns schwebt. Schließlich kann die kleinste Störung bereits katastrophale Auswirkungen haben.

Eine sehr vielversprechende Methode der Energiegewinnung stellt aktuell die Kernfusion dar.

Kernfusion? Was ist das?

Im Gegensatz zur Atomspaltung, wie wir sie bisher kennen, werden bei der Kernfusion zwei Atome miteinander verschmolzen. Dieser Vorgang setzt große Mengen an Energie frei, viel mehr als alles, was wir bisher kennen. Ein klassisches Beispiel für die Kernfusion ist unsere Sonne. Auf und in ihr findet die Kernfusion jeden Tag milliardenfach statt.

In dem meisten Fällen werden Deuterium und Tritium eingesetzt. Als Abfallprodukt entsteht Wasserstoff, welcher dann noch in der Industrie eingesetzt werden kann. Diese Stoffe sind günstig und nahezu unbegrenzt verfügbar.

Aber einen stabilen Fusionsreaktor zu bauen ist nicht einfach. Es gibt diverse Herangehensweisen, die bisher erforscht werden. Die USA zum Beispiel versuchen sich aktuell an der sogenannten „Trägheitsfusion„, umgangssprachlich auch Laserfusion genannt. Hier wird die Reaktionsmasse mit starken Energiestrahlen beschossen und binnen kürzester Zeit aufgeheizt. Dadurch wird letztlich die Fusionsreaktion eingeleitet. Dieser Vorgang kann jedoch leider nicht endlos auferhalten werden, sondern muss im sogenannten Pulsbetrieb erfolgen.

Eine andere, vielversprechende Herangehensweise ist das sogenannte Tomamak-Prinzip. Hier wird Plasma erhitzt und durch ein Magnetfeld geleitet. Ein Beispiel dafür ist der ITER– Ein multinationaler Forschungsreaktor, der im Jahre 2020 in Betrieb gehen soll. Die Magnetflasche, in der das Plasma laufen kann wird hier durch eine Induktion von Energie in das Plasma selbst aufgebaut. Dadurch kann auch hier nur ein Pulsbetrieb erfolgen.

Damit aber ein Kraftwerk konstant Energie liefern kann um somit bisherige Atom- Öl- oder Gaskraftwerke zu ersetzen, muss es möglich sein, im Dauerbetrieb zu operieren.

Und hier kommt das deutsche Projekt Wendelstein 7-X ins Spiel. Es handelt sich dabei um eine Experimentieranlage, mit welcher die Kernfusion in den nächsten Jahren erforscht werden soll. Schon 2014 soll diese Anlage in Betrieb gehen, nächstes Jahr (also 2015) soll dann bereits Plasma erzeugt werden. Allerdings ist die Anlage nicht zum Erzeugen von Energie gedacht oder vorbereitet. Es geht dabei letztlich nur darum festzustellen, wie man Fusionskraftwerke künftig im Dauerbetrieb fahren kann.

Es handelt sich dabei um einen sog. Stellarator. Hier wird die zur Erzeugung und Aufrechterhaltung des Magnetfeldes notwendige Energie in Supraleiter gelenkt.

Wir nähern uns also aktuell in großen, eiligen Schritten der unbegrenzten Energieversorgung.

Warum ist Kernfusion so wichtig?

Flächendeckende, verlässliche Energieversorgung ist unersetzbar für das Funktionieren unserer heutigen Gesellschaft. Zwar werden unsere Technologien immer sparsamer im Umgang mit der Energie, doch der Stromverbrauch steigt weltweit rapide an. Dabei ist Strom ein Garant für Stabilität und Sicherheit. Da die Kernkraft aufgrund ihrer Nebenwirkungen, Risiken und Abfallprodukte kein weithin tragbares Konzept mehr ist, Öl und Gas nicht endlos vorhanden sind und erneuerbare Energien auch in absehbarer Zeit höchstens einen Teil der Energieversorgung abdecken kann, muss also eine zukunftstaugliche Alternative her.

Es gibt dazu auch ein sehr interessantes Video der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (kurz BüSo), welches nicht nur wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Entwicklungsaspekte beleuchtet, sondern noch etwas weiter geht: Glaubt man der dort geschilderten Untersuchung, so ist die Weiterentwicklung im Bereich Energieversorgung sogar unverzichtbar für das weitere Bestehen unserer Spezies. Ich habe dies vor einer Weile auf meinem Youtube Channel geteilt. Das Video findet ihr unten im Beitrag.

Es gibt nun einige kritische Stimmen, die behaupten, dass Menschen nicht mit so viel Energie umgehen könnten und den Planeten dadurch zu stark erhitzen würden. Doch ich glaube, dass wir durchaus dazu in der Lage sind – und zwar auch technologisch – der Situation Herr zu werden.

Das RWE hat beispielsweise vor Kurzem ein neues Projekt ins Leben gerufen und das Pilotprojekt in der Stadt Essen Anfang 2014 umgesetzt: Ampacity. Dieses Projekt hatte ich bereits in einem Beitrag vom 27. März 2012 vorgestellt.  Es handelt sich dabei um ein Supraleiterkabel, welches unterirdisch verlegt und abgeschirmt werden kann. Umspannungswerke gehören damit der Vergangenheit an. Mit Hilfe dieser und ähnlicher Technologien könnte man durchaus einen kontrollierten Stromfluss um die ganze Welt gewährleisten.

Hier nun noch das Video zum Artikel:

Bildnachweis:

Kernfusion | 3d fusion render
Author: United States Government
Lizenz: Public Domain
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:3d_fusion_render.jpg

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